Jetzt ist es vorbei – Erklärung unserer Auflösung

April 24th, 2019 by streit_wagen

Liebe GenossInnen, liebe FreundInnen,

antifaschistische Organisierung nimmt viel Zeit in Anspruch und bedarf aktiver Teilnahme sowie Engagement der Mitglieder einer Gruppe. Bei vielen von uns haben sich die Lebensrealitäten im letzten Jahr maßgeblich geändert. Diese Veränderung hatte großen Einfluss auf das Wirken der Gruppe. Als Zusammenhang waren wir im vergangenen Jahr kaum noch aktiv, so war das Beantworten von E-Mails und die Betreuung unseres Blogs letztendlich das einzig übriggebliebene Aufgabenfeld. Es ist uns sicherlich nicht leicht gefallen, aber durch den Wandel sind wir nun zu dem Entschluss gekommen, dass wir nun auch die verwaltungstechnische Arbeit an den Nagel hängen und uns damit als Gruppe auflösen. Denn es ist klar: Antifaschistische Arbeit ist gerade jetzt besonders notwendig, um die negativen Tendenzen einer Gesellschaft in Schach zu halten. Dass diese nicht eingestellt werden kann ist uns durchaus bewusst, als Zusammenhang ist uns dies jedoch nicht mehr möglich. Wir sind uns dennoch sicher, dass die Arbeit auf Dauer in einer anderen Form weitergehen wird. Aber nur auf dem Papier zu existieren, um in 10 Jahren sagen zu können, dass wir eine der ältesten Antifa-Gruppen der Stadt sind, ist für uns keine Option.

Wir bedanken uns bei allen Gruppen und Einzelpersonen, die mit uns in Bündnissen organisiert waren oder unseren alltäglichen Weg begleitet haben. Das Ende von uns als Gruppe bedeutet aber nicht das Ende der Relevanz antifaschistischer Arbeit, sie ist im Gegenteil immens notwendig. Auch für uns wird Antifaschismus weiterhin wichtig sein, jedoch nicht mehr in diesem Rahmen. Der Kampf geht weiter!

Am Yisrael Chai!!

eure gruppe streit_wagen

Organize!

October 18th, 2018 by streit_wagen

Wir freuen uns, die organize!-Kampagne zu unterstützen und verweisen auf die Internetseite, die laufend aktualisiert wird: https://organizemr.noblogs.org/

 

Organize! – Antifaschistische Wochen!

Marburg bleibt rot? Sicherlich nicht von alleine. Und auch aktuell ist die Situation abseits linker Szenetreffpunkte, deren Erhalt wie beim Havanna 8 keineswegs sicher ist, vielerorts weniger angenehm, als sich das manch eine*r vielleicht eingestehen mag.
In der Oberstadt sitzen nach wie vor die DB Burschenschaften (und andere), die in AfD, IB, EinProzent und anderen extrem rechten Organisationen aufgehen und den gesellschaftlichen Rechtsruck organisieren und voran treiben. Die AfD mag in Marburg weniger ein Fuß in die Tür bekommen, dennoch erhält sie im Landkreis und auf dem Richtsberg Zustimmung – einem Stadtteil, der außerdem durch eine zumindest in Teilen islamistische Moschee samt Anhänger*innenschaft heraussticht. Aus dem Umland trauen sich die ehemals Soilders of Odin, jetzt hessische Wölfe, mehrmals als offensichtliche Nazis durch die Stadt zu laufen. Im gleichen Zeitraum treiben vermutlich eher weniger organisierte Neonazis ihr Unheil, vornehmlich im Südviertel stickern sie massiv und sprühen Hakenkreuze. Im Mittel- bzw. Nordhessischen Umland ist die Situation auch nicht besser, dort ist u.a. der Reichshof Knüll und mit Stanly Röske und Tobias Voll, zentrale Personen aus dem Combat18-Netzwerk, zu finden, wie unlängst veröffentlicht wurde.

Neben Faschist*innen verschiedener Coleur darf auch der evangelikale Christustreff am Ortenberg und in der Oberstadt nicht vergessen werden. Dieser fällt etwa durch die Jahrestagung der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) auf, die vermeintlichen ‚Homoheilern‘ und Sexist*innen eine Bühne bietet. Mit der geplanten Mitbenutzung des Lokschuppens versuchen sie einen weiteren Ort zur Verbreitung ihres homophoben, sexistischen und reaktionären Gedankengut zu schaffen. Der Christustreff ist kein alleiniger christlich-fundamentalistischer Akteur, sondern ebenfalls in entsprechende Netzwerke in der Region eingebettet, beispielsweise mit Idea e.V. aus Wetzlar.

Aufgrund dieser Probleme haben wir uns entschieden, eine Organize-Antifa-Kampagne für und mit verschiedenen Linken oder einfach Leuten, die keinen Bock auf Faschos haben, in Marburg durchzuführen. Wir wollen in dieser Kampagne Wissen und Know-How zu antifaschistischer Arbeit weitergeben, Organisierungsprozesse unterstützen und Leute zu politischem Aktivismus motivieren. Außerdem möchten wir dadurch erreichen, dass sich Menschen neu oder besser kennenlernen und vernetzen. Das Ganze soll durch eine Reihe von Vorträgen, Workshops und geselligen Aktivitäten erreicht werden, für die kein Vorwissen oder ähnliches notwendig ist. Außerdem finden wir, dass es langsam mal wieder Zeit für eine riesige Antifa-Demo in Marburg ist…

In einem ersten Schritt werden wir uns gemeinsam anschauen, welche antiemanzipatorischen Organisationen und Netzwerke es in Marburg und Umgebung gibt, bevor wir darüber ins Gespräch kommen möchten, was sinnvolle und effektive Gegenstrategien sind. Außerdem werden wir coole linke Projekte, Orte und Gruppen vorstellen. Im letzten Teil wird es dann etwas praktischer: Ihr könnt lernen, wie man sich ordentlich auf Demos vorbereitet und was man sonst noch beachten muss, wenn man politisch aktiv ist.

Nazis bleiben Nazis machen Nazisachen, beispielsweise Brandsätze auf Moscheen schmeißen oder Fotograf*innen bewaffnet angreifen, wenn man sie nicht daran hindert – und das gilt es zu tun! Packen wir’s an!

Antisemiten kann man nicht verbieten…

October 18th, 2018 by streit_wagen

…aber auch nicht einladen

 

Für den 8. November lädt die Aktive-Fachschaft-Politikwissenschaften und die Fachschaft des CNMS zur Auftaktveranstaltung ihrer Reihe „Die neue Türkei?“ ein. Dabei stellen Kerem Schamberger und Michael Meyen ihr Buch: „Die Kurden – Ein Volk zwischen Unterdrückung und Rebellion“ vor. Das Thema liegt auf der Hand: Die fortschreitende Islamisierung der türkischen Gesellschaft, die rücksichtslose Abschaffung demokratischer Grundfreiheiten und der militärische Einsatz gegen die eigene Bevölkerung im Südosten des Landes sowie der Krieg in Syrien, die sich beide vor allem gegen die kurdischen Bevölkerungsteile richten, sind genügend Anlässe sich kritisch mit der aktuellen Politik der Türkei zu beschäftigen. Eine Auseinandersetzung an der Universität ist deswegen begrüßenswert.

So verständlich das Anliegen, so unverständlich bleibt, warum ausgerechnet Schamberger und Meyen eingeladen wurden.

Kerem Schamberger engagiert sich seit einigen Jahren als Blogger zum Thema Kurdistan. Nicht alles was er dazu schreibt ist falsch. Aber dennoch: Wer ihm länger folgt, wird früher oder später mit Positionen konfrontiert, die Schamberger als Referenten untragbar machen. So sind beispielsweise absurde Gleichsetzungen zwischen Erdogan, den Schamberger als einen „Terroristen, Unterdrücker und Kriegshetzer“ betrachtet, mit dem israelischen Präsidenten keine in Rage geschriebene Ausrutscher[1], sondern die festen Überzeugungen eines radikalen Antizionisten. Wie fließend dabei die Übergänge zum Antisemitismus sind, offenbart Schamberger auf seiner Facebook-Seite. Hier teilt er regelmäßig Karikaturen von Carlos Latuff[2]. Als Kommunikationswissenschaftler sollte Schamberger wissen, wessen Material er dort verbreitet. Ihm Naivität zu attestieren wäre vermessen. Vielmehr muss von Zustimmung ausgegangen werden.

Schamberger unterstützt darüber hinaus Aufrufe der antisemitischen BDS-Kampagne[3]. Jener Organisation, die unterschiedslos zum Boykott israelischer Waren, Künstler*innen und Akademiker*innen aufruft, den Kapitalabzug aus Israel erpressen und Sanktionen gegen Israel durchsetzen möchte. BDS zielt dabei explizit auf die Existenz des jüdischen Staates ab und nicht auf Verhandlungen. Die Kampagne ignoriert die zahlreichen islamistischen Terroranschläge auf israelische Zivilisten nicht nur, sondern verteidigt diese auch immer wieder. Dass aus ihren Gliederungen selbst regelmäßig Vernichtungsphantasien gegenüber Israel ausgesprochen werden, hat System: die Verbindungen zur Hamas und anderen islamistisch und nationalistischen Gruppen sind zur Genüge belegt. Für Schamberger scheinen derartige Positionen und Verbindungen kein Problem. Im Gegenteil: Auf seiner Facebookseite verkündet er, dass es ihm eine große Ehre gewesen sei den führenden BDS-Aktivisten Farid Esack während seiner Südafrika-Reise getroffen zu haben[4].

Schamberger protegiert jedoch nicht nur die vermeintlich zivile BDS-Kampagne, sondern geht immer wieder auf Tuchfühlung mit sich selbst als revolutionär begreifenden palästinensischen Terrororganisationen wie der PFLP, PPP und DFLP. Dass deren „Revolution“ in der Vergangenheit vornehmlich in Form antisemitischer Anschläge ausgetragen wurde, ist Schamberger keinen Ton der Kritik wert. Vor zwei Jahren berichtetet er begeistert von einem seiner regelmäßigen Besuche bei seinen „Genossen“ in der Westbank anlässlich des Farkha-Festival, wie „enthusiastisch“ die Begrüßung gewesen sei, man kenne sich schließlich „schon seit Jahren“[5]. Besonders erfreut war er „einen jungen Genossen zu sehen, der die letzten beiden Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hat, da er auf einer Demonstration Soldaten mit Molotow-Cocktails beworfen haben soll.“[6] Ein Revolutionär ganz im Sinne Schambergers.

Früher war Schamberger selbst Teil der „Revolution“, damals in den Reihen der Münchener DKP. Für sie hielt er im Sommer 2014 eine Rede auf einer Kundgebung gegen den Gaza-Krieg von 2014. Seinem dichotomen Weltbild entsprechend, bemühte er dabei die alttestamentarische Geschichte von David gegen Goliath. Nur dass in seiner Version Israel als der unerbittliche Riese herhalten muss, während der kleine David ein nicht näher bestimmtes Palästina darstellt, das nicht „wie in der Sage, in der Lage ist Goliath zu verletzen, geschweige denn ihn zu besiegen“[7]. Dass der Auslöser für die israelische Militäroperation „Protective Edge“ die Entführung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen durch die Hamas war, ignoriert Schamberger dabei geflissentlich. Genauso wie ihm die tausenden verletzten und ermordeten israelischen Zivilisten in der „Zweiten Intifada“ nicht in den Sinn zu kommen scheinen, wenn er von einem „unverletzlichen israelischen Goliath“ phantasiert.

Schambergers Verständnis vom Nahostkonflikt ist geprägt von einer manichäischen Weltsicht. Hier die unschuldigen Unterdrückten, dort die bösen Imperialisten. Dazwischen gibt es nichts und darf es nichts geben. So gilt ihm Gaza scheinbar als geschichtsloser und apolitischer Raum, in dem die Unterdrückten einfach nur ihr Leben leben wollen und daran einzig und allein von Israel gehindert werden. Worte zur Hamas, die das antisemitische Traktat der „Protokolle der Weisen von Zion“ zu ihrer Charta erklärt hat, die regelmäßig vermeintliche Kollaborateure mit Israel aufhängen lässt und eine brutale Terrorherrschaft gegen ihre eigene Bevölkerung durchsetzt, bekommt man in der Rede nicht zu hören. In Israel aber, da sei die Regierung mit „faschistischen Kräften“[7] durchsetzt. Überhaupt scheint Israel nur aus Politik zu bestehen, eine Zivilbevölkerung scheint das Land im Denken Schambergers nicht zu besitzen.

Antisemitismus scheint für den selbsterklärten Kommunisten überhaupt nur ein Nebenwiderspruch. In seiner Rede zum Nahostkonflikt kommt er lediglich in Form einer Täter-Opfer-Umkehr vor, die Auschwitz zum Argument gegen Israel machen soll:

„In Deutschland wird uns oft geraten, wir hätten uns mit Kritik an Israel zurückzuhalten, weil Auschwitz ein unauslöschlicher Teil unserer Geschichte ist und jede Israelkritik einem antisemitischen Generalverdacht ausgesetzt sei. Ja – Auschwitz war die Ausgeburt eines menschenverachtenden kapitalistischen Systems und wir werden nicht zulassen, dass die heutigen Vertreter des gleichen kapitalistischen Systems, egal ob in den USA, der EU oder Israel es als Waffe benutzen um heutige Verbrechen zu rechtfertigen. Wir lassen nicht zu, dass der Protest [sic!] gegen die Politik Israels als antisemitisch diffamiert wird. Und wir wenden uns gegen alle, die die Politik Israels für rassistische, antisemitische, fundamentalistische und nationalistische Motive missbrauchen wollen.“[7]

Bei Schamberger besiegt das Bauchgefühl den Verstand: Israels Regierung ist die am meisten und heftigsten kritisierten dieser Welt. Kein Staat vereinigt mehr Verurteilungen durch die Vereinten Nationen auf sich. Das Wort „Israelkritik“ hat es sogar in den deutschen Duden geschafft in dem man „Syrienkritik“ oder „Zypernkritik“ vergeblich sucht, aber Antisemiten lassen sich in der Regel ja nicht von Empirie behelligen.

Genauso wahnwitzig ist die Behauptung die USA seien als heutige „Vertreter des kapitalistischen Systems“ diejenige Kraft, von der das „neue Auschwitz“ ausgehe. Hier offenbart sich nicht nur, dass Schamberger nicht in der Lage ist die Spezifik des deutschen Nationalsozialismus zu fassen, sondern auch ein Geschichtsverständnis der antiimperialistischen Phantasterei. Schamberger ignoriert sowohl die Tatsache, dass die USA ganz wesentlichen Anteil an der Zerschlagung des historischen Nationalsozialismus hatten, ebenso wie dass das spätere Israel in den 1930er Jahren als einziger Zufluchtsort für Juden und Jüdinnen aus Europa verblieb. Verwiesen sei für den Steinzeit-Kommunisten Schamberger auch auf die milliardenschweren kriegsentscheidenden US-Lieferungen an die Sowjetunion.

Zum Finale seiner Hassrede wiederholt Schamberger die bereits genannten antisemitischen Bilder und macht Israel für den Terror gegen seine Zivilbevölkerung selbst verantwortlich: „Es ist die israelische Politik des Landraubes, der Vertreibung, der Einmauerung, des Rassismus und der Massaker, die jenen Hass gebiert und fördert, der zu immer neuen Katastrophen führt.“[7] So rationalisiert man sich seinen Antisemitismus.

An Schambergers Weltsicht hat sich seit 2014 wenig geändert. Erst kürzlich gratulierte er der BDS-Ikone Ahed Tamimi zur Freilassung aus einem israelischen Gefängnis. Bei der Pressekonferenz nach ihrer Freilassung war er sogar persönlich vor Ort. Schambergers Heldin verkündete zuletzt den Staat Israel als Ganzes „entfernen“ zu wollen[8]. Dabei sei jedes Mittel legitim: „Messerattacken, Selbstmordanschlägen oder das Werfen von Steinen“[9]. Schamberger darf seine unheimliche Bewunderung für Tamimi mittlerweile auch auf der Internetseite des Meyen-Instituts absondern. Seine „kritische Analyse“ des Erfolgs Tamimis in westlichen Medien verliert dabei selbstredend kein Wort über ihre Gewaltaufrufe.

Michael Meyen ist Professor an der LMU München und dürfte so etwas wie der akademische Ziehvater von Schamberger sein. Neben dem Arbeitgeberverhältnis verbindet beide die Begeisterung für Antisemiten. So gab Meyen im Juni diesen Jahres Ken Jebsen ein 1,5 stündiges Interview um sein Buch „Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand“ vorzustellen. Meyen bewegt sich darin zwischen Allgemeinplätzen geisteswissenschaftlicher Ausbildung: „Man darf, glaube ich, das was wir in den Medien finden nicht für einen Spiegel der Realität halten.“[10], verschwörungsideologischem Denken:

„Ich nutze ja nicht die traditionellen Medienangebote um mich zu informieren wie es heute in Israel, Iran oder in Russland aussieht. Ich erfahre dort doch bestenfalls wie es die deutsche Politik gerne möchte, dass es in Israel, Iran oder Russland aussieht.“[11] und kurz darauffolgenden Widersprüchen: „Die Medien bestimmten ja was in den Medien ist.“[12]

Wie tief Meyen Jebsen ideologisch verbunden ist, zeigt sein Rechtfertigungsschreiben „Ken Jebsen und das Establishment“, das er nach öffentlicher Kritik an seinem Auftritt mit dem Antisemiten Jebsen aufsetzte. Darin adelt er Jebsens billiges YouTube-Format KenFM als vorbildlichen Journalismus:

„Er hat nicht schon im Kopf, was er sagen oder senden will. Keine ‘Realität‘ aus der Redaktionsstube, die der Gesprächspartner nur noch illustrieren muss (und die einfach nicht gesendet oder gedruckt wird, wo er das nicht tut). ‚Was Schönes aus den Aufnahmen‘ basteln: So funktioniert Journalismus heute. KenFM funktioniert so nicht.“[13]

Einem verschwörungsideologischen Einpeitscher wie Jebsen zu unterstellen er habe keine genaue Zielrichtung auf die seine Interviews hinführen sollen, ist im besten Fall naiv, was für einen Professor eine äußerst unschickliche Eigenschaft wäre. Im schlimmsten Fall macht man sich aber zum nützlichen Idioten eines Antisemiten. Wer sich das gelobte Jebsen-Format ansieht, wird bald feststellen, dass Jebsen, trotz unterschiedlicher Gäste, die immer gleichen Geschichten von „den Bösen da Oben“ erzählt. Dies erreicht er durch extrem verkürztes und stark verzerrtes Zusammenfassen der Aussagen seiner Gäste um sich dann schnell dem nächsten Punkt zuzuwenden, ohne der interviewten Person die Möglichkeit zu geben, nachzubessern zu können. Es ist durchaus fraglich, wie man es bis zum Professor schafft, wenn man auf diese Taschenspielertricks reinfällt und das Ganze am Ende sogar noch gut findet.

Der Jebsen-Auftritt war nicht das erste Mal, dass Meyen bei dubiosen Medienformaten aufschlug. Im Mai dieses Jahres gab er dem staatlichen russischen Medienportal Sputnik ein Interview, indem er eine gesteuerte Hetzkampagne gegen Russland in deutschen Medien behauptete. Dem zum großen Teil aus Verschwörungsideologen, Pegida-Anhängern und anderen „Lügepresse“-Schreiern bestehenden Sputnik-Publikum bescheinigte er:

„Was ich immer wieder festgestellt habe, ist, dass die Medienkritik, die laut wird im Moment, dass die letztlich eine Systemkritik ist. Man wirft es weniger einzelnen Journalisten vor, dass sie einseitig sind, sondern man wirft dem System vor, dass es nicht in der Lage ist, einen Rundfunk zu unterhalten, der die Normen bedient, die man sich selber gibt: Objektivität, Ausgewogenheit, Vielfalt, Unabhängigkeit von politischen Interessen.“[14]

Durch derlei Aussagen wiegt man jenes Klientel, das sonst Menschen durch deutsche Innenstädte jagt, die “BRD-GmbH” abschaffen will oder von einem eurasischen Rassestaat träumt in der Gewissheit sich zu den „Systemkritikern“ zählen zu dürfen.

Auch sonst unterstützt Michael Meyen allerlei reaktionären Unsinn, wenn er zum Beispiel Aktivisten der International Association of Lawyers against Nuclear Arms ausführlich auf der Webseite seines Instituts zitiert: „Das Fernsehen spricht nicht mit seinen Kritikern, und draußen sind viele Themen Tabu. Israel, die USA, die westliche Politik gegenüber Russland. ‚Die Dominanz der Amerikaner muss zu einem Thema werden‘, sagt Albrecht Müller. ‚Das ist eine Frage von Krieg und Frieden hier bei uns.‘ Andreas Zumach, der unter anderem für die taz schreibt, geht noch einen Schritt weiter und spricht von einer ‚systematischen Kampagne gegen alle, die es wagen, die israelische Regierungspolitik zu kritisieren‘. Antisemitismus: Das ist der Vorwurf, der Kritiker trifft. Andreas Zumach: Das Tabu bereite den nächsten Krieg vor – gegen den Iran, geplant von einer Allianz, zu der neben Israel und den USA auch Saudi-Arabien gehöre.“[15]

Ebenfalls auf der Seite des Instituts-Blogs findet sich ein Artikel der sich mit dem Anti-BDS Beschluss des Münchner Stadtrates beschäftigt[16]. Der Autor schlägt darin vor, doch bitte auch die Befürworter von BDS-Veranstaltungen zu Wort kommen zu lassen und phantasiert, dass der Beschluss im Stadtrat nur zustande gekommen sei, weil der Oberbürgermeister so gut mit der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde befreundet sei. Für Meyen offensichtlich ganz legitime Medienkritik.

Kerem Schamberger und Michael Meyen sind ganz offensichtlich untragbar.

Wir fordern die Fachschaften daher umgehenden zur Ausladung auf!

Offenes Antifa Treffen Marburg

Streit_wagen

Unterstützt vom Bündnis gegen Antisemitismus Marburg

Oktober 2018

[1] URL: https://www.facebook.com/kerem.schamberger/posts/10212062900673200

[2] Carlos Latuff setzt in seinen Bildchen immer wieder den Staat Israel mit dem historischen Nationalsozialismus gleich oder stellt Israel als besonders blutrünstig dar. Diese Spielen auf der Klaviatur des israelbezogenen Antisemitismus brachte Latuff nicht nur Bekanntheit in allen Kreisen des antiisraelischen Aktivismus ein, sondern ermöglichte es ihm 2015 den zweiten Preis des Holocaust-Karikaturen-Wettberwerbs des iranischen Mullah-Regimes zu gewinnen. URL: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10212066596965605&set=a.10210608544475204&type=3&theater&ifg=1

[3] https://www.facebook.com/kerem.schamberger/posts/10212774151654030?__tn__=-R

4] Ganz im üblichen Duktus von BDS wettert Farid Esack gegen ein „israelische Apartheidssystem“ und verharmlost so nicht nur die tatsächlichen Apartheid Südafrikas, sondern leugnet auch die Gleichberechtigung jüdischer und arabischer Israelis. URL: https://www.facebook.com/photo.php?[fbid=10209735252963462&set=a.3524381833638&type=3&theater&ifg=1

[5] https://kerem-schamberger.de/2016/08/01/willkommen-im-land-der-mauern/

[6] https://kerem-schamberger.de/2016/08/01/willkommen-im-land-der-mauern/

[7] Alle nachfolgenden Zitate aus: http://kommunisten.de/attachments/5103_08_Rede_DKP_180714_muenchen.pdf

[8] http://www.israelheute.com/Default.aspx?tabid=179&nid=34227

[9] https://www.welt.de/politik/ausland/article181718252/Israel-Konflikt-Die-Selbstdemontage-einer-palaestinensischen-Ikone-Ahmed-Tamimi.html

[10] https://www.youtube.com/watch?v=Jh1zau0ranE 12:08 min

[11] https://www.youtube.com/watch?v=Jh1zau0ranE 17:40 min

[12] https://www.youtube.com/watch?v=Jh1zau0ranE 38:11 min

[13] https://medienblog.hypotheses.org/2668

[14] https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20180523320830951-propaganda-medien-kritik/

[15] https://medienblog.hypotheses.org/1178

[16] https://medienblog.hypotheses.org/1052

PM: Gegen Rassismus, Sexismus und Islamismus

July 1st, 2018 by streit_wagen

 

In dem Artikel “Der Freund im Feind”, veröffentlicht am 19.02.2018, behauptet der Autor die Marburger Antifa habe als einzige Reaktion auf dem Brandanschlag auf die Dar al Salam Moschee eine mögliche Verbindung der Moschee mit IslamistInnen diskutiert, außerdem wird vorgeworfen auf dem rechten Auge blind zu sein. Dies ist nicht nur eine verleumderische Frechheit, sondern eine Lüge. In unserer PM verwiesen wir bereits darauf, dass die Tatumstände des Anschlags auf die Moschee in Marburg auf eine rechtsextreme Tat hinweise, und das Rassismus und rassistische Gewalt von uns verurteilt wird. Das dies in der Kolumne gegenteilig geschildert wird, lässt vermuten, dass der Autor sein “Feindbild Antideutsche” diskreditieren will. Dies geschah in der “Zeit” dieses Jahr  nicht zum ersten Mal. Kritik an antisemitischen, sexistischen oder einfach freiheitsfeindlichen Positionen von IslamistInnen werden verharmlost, da das Kollektivsubjekt “Muslime” schon genug zu leiden habe. Doch gerade dieses Bilden von Kollektivsubjekten stellt ein Problem dar, ist es doch erst die Grundlage für rassistische, sexistische und antisemitische Ideologien. Im Gegenteil fordern wir gerade in Solidarität mit den Communnities, die am meisten unter Islamisten zu leiden haben:

Für die universelle Befreiung aller Menschen

DAS BASH LÄDT ZUR SOLIPARTY!

June 29th, 2018 by streit_wagen

das Bündnis antifaschistischer Strukturen Hessen (BASH) plant auch dieses Jahr ein Sommercamp, das vom 9.-13. August stattfinden wird. Für das Camp veranstalten wir auch in diesem Jahr wieder eine BASH-Soliparty. Dieses mal im und mit dem bedrohten HavannaAcht in Marburg.

Der Abend startet um 21h mit einem Mobivortrag zum Camp, bei dem auch unser diesjähriges Programm vorgestellt wird. Die Party beginnt um 22h.

Wir freuen uns auf Euer kommen!

Veranstaltungsreihe: Reclaim your Mind

June 7th, 2018 by streit_wagen

23.6, 14h Konsumkritik
Ort wird noch bekannt gegeben

Tritt heutzutage der seltene Fall ein, dass tatsächlich einmal öffentlich über Kapitalismus gesprochen wird, dann ist der Begriff des „Konsums“ meistens nicht weit. Tatsächlich ist für viele Menschen die heutige Gesellschaft kein Kapitalismus, sondern eine „Konsumgesellschaft“. Aber stimmt das überhaupt?

Wir wollen uns in unserer Veranstaltung ein wenig genauer mit der Frage beschäftigen, welche Rolle der Konsum eigentlich in unserer Gesellschaft spielt. Dabei werden wir über bestimmte Formen des Reichtums ebenso sprechen wie über die Tatsache, dass die Welt immer mehr zusammen wächst und trotzdem alle immer einsamer werden. Denn darin liegt unserer Meinung nach der Schlüssel, warum so viel über Konsum(ismus) und so wenig über Kapital(ismus) geredet wird. Schließlich wollen wir daran anknüpfend fragen, wohin uns all jene Praktiken bringen können, die am Konsum ansetzen, um diese Gesellschaft zu verändern. Hilft uns ein „bewusster Konsum“ weiter? Müssen wir vielleicht sogar lernen, zu verzichten? Ist der Einkaufszettel tatsächlich ein Wahlschein? Wir wollen euch vorstellen, was wir zu diesen Fragen denken und mit euch diskutieren, was ihr dazu denkt.

24.5, 19h Geschlecht als Wille und Design
Elvira Sanolas: Feministische Kritik an Queer
(Hörsaalgebäude +1/0030, Marburg)

Queer wird häufig als Erbe des Feminismus dargestellt. Dabei werden in queeren Bewegungen Annahmen über Geschlecht gemacht, die aus feministischer Perspektive durchaus zu kritisieren sind. Zugespitzt seigt sich in der Aussage, Gender sei eine „Spielwiese“ (H. Yaghoobifarah) – vermischt mit dem Appell, dass diese auch zu bespielen sei – eine voluntaristische Auffassung von Geschlecht. Diese kann nicht nur in eine Verharmlosung der gewaltsam wirkenden Geschlechterbinarität in dieser Gesellschaft kippen; sie birgt dadurch auch die Gefahr, feministische Forderungen zu untergraben.
In diesem Vortrag soll sich über eine Auseinandersetzung mit aktuellen Aussagen queerer Gruppen an die Rolle von Geschlecht in dieser Gesellschaft angenähert werden. Dem Frausein, so wird sich zeigen, ist so leicht nicht zu entkommen.

24.4, 19h Felix Bartels: Being a Bat. Ideologiekritik und der Tritt in den Abgrund (Hörsaalgebäude 00/0070)

Wenn Ideologiekritik den Anspruch haben soll, an Ideologie universell wirksam zu werden und nicht bloß an ausgewählten Richtungen, hat sie dort versagt, wo sie von Rassismus, Maskulinismus oder Xenophobie nicht mehr reden will, sondern bloß noch von deren Gegenbewegungen. Wo der Antirassismus als gefährlicher eingeschätzt wird als der Rassismus, die Willkommenskultur schärfer attackiert wird als die Xenophobie und der Feminismus bedrohlicher gezeichnet als noch vorhandene Rückstände patriarchaler Vergangenheit, ist die Unterschätzung der neuen Rechten nachgerade folgerichtig.
Angetreten als Versuch von Linken, sich ihrer eigenen regressiven Impulse klarzuwerden, verselbständigte Ideologiekritik sich zum Versuch, die Linke zu liquidieren.
Woher kommt jenes spezielle Verständnis von Ideologiekritik, das diese Tätigkeit nur noch dann billigt, wenn sie in der einen oder anderen Weise gegen links gerichtet ist? Lässt sich überhaupt eine reine Ideologiekritik, als punktuell vollzogene Methode, von einer Ideologiekritik als impulsives Verhalten eines Milieus unterscheiden? Und liegt im Versuch, eine falsche Ideologiekritik von einer richtigen zu trennen, nicht eben schon wieder das, wogegen man mit einer solchen Trennung angehen will?

Zur Reihe “Reclaim your Mind!

In dieser Veranstaltungsreihe wollen wir uns gemeinsam Denkmustern innerhalb der Linken widmen.
Dabei wollen wir nicht bloß andächtig zuschauen, wie ein(e) Referent(in) vor’n ein Tischfeuerwerk abbrennt und nach einem als Frage getarnten Koreferat mit brummenden Schädel nach Hause gehen.
Die Vorträge sollen statt dessen kurz mit viel Raum zur Diskussion sein. Damit wir dann auch mitdiskutieren können, bieten wir vorher ein Treffen an, bei dem wir uns gemeinsam die wichtigsten Punkte des Vortrages anschauen.
Diesmal mit dabei: Ideologiekritik, queerer vs. materialistischer Feminismus und Konsumkritik.
In Kooperation mit SJ – Die Falken Marburg und dem Autonomen InterTransreferat des AStA der Uni Marburg.